Wenn man für Layouts Symbolbilder braucht, so wird oft auf zugekaufte Bilder einer Bildagentur zurückgegriffen. Kommt schließlich billiger, als die nötigen Fotos selbst in Auftrag zu geben. Im Normalfall kann man die Bilddatenbanken nach Stichwörtern durchsuchen, um passende Bilder zu finden. Da diese Bilder aber selten für die alleinige Verwendung gekauft werden (weil das recht viel Geld kostet), sieht man natürlich ein und dasselbe Stockfoto auf vielen verschiedenen Websites. Und in den Fällen, wo die Website von einem Profi erstellt wurde, glaube ich nicht, dass die Besitzer der Websites auch nur ansatzweise ahnen, wie oft “ihr” Bild eigentlich noch im Netz auftaucht.
isp-business-teamWenn man etwa beim großen Anbieter iStockphoto als Suchbegriff “Business People”, “Business Team” oder “Business Woman” angibt, bekommt überdurchschnittlich häufig Bilder als Ergebnis geliefert, auf denen die blonde Sofie zu sehen ist. Viele dutzend Agenturen machen das – und so kommts, daß Sofie für hunderte Firmen von deren Websites (und sicher auch aus deren gedruckten Werbemitteln) lächelt.
Mit der Reverse-Bildersuche tineye.com kann man suchen, wo ein bestimmtes Bild überall eingesetzt wird: das Bild aus diesem Artikel ist von iStockphoto, wird unter “Business Team” gefunden und wird auf 192 verschiedenen Websites eingesetzt! Die Tineye-Suche gibts übrigens auch als Browser-Plugin.
Lesetipp dazu: Wenn Darstellung beliebig wird – über den Einsatz von Stockfotografie im werblichen Bereich der Online-Auftritte, ein Artikel auf Bildwerk3, der sich kritisch mit diesem Thema auseinandersetzt. Kern des Artikels ist für mich folgende Feststellung:

Im werblichen Bereich der Identitätsschaffung und -wahrung ist es jedoch schlicht nicht leistbar, Alleinstellungsmerkmale mit Mitteln der Beliebigkeit zu erreichen. Und dazu gehören, neben der unbegründeten Verwendung von industriell vorproduziertem Bildmaterial, auch die, einer Website zugrunde liegende Bildkonzeption – falls diese überhaupt vorhanden ist, und aufgrund von Zeit- und Budgetmangel nicht einfach munter drauf los bebildert wird, wie es gerade zu passen scheint.

Also – höchste Zeit, die Bilder in euren Websites zu überprüfen (und ggf. gegen einzigartige zu tauschen). Oder mag sich noch jemand in die Liste der Sofie-Websites einreihen?
(aufmerksam wurde ich auf Sofie durch diesen Artikel auf praegnanz.de)

Gerrit van Aaken spricht mir aus der Seele: No Pitches, please :

Doch noch böser sind Anfragen, die nicht als Pitches deklariert werden, de facto jedoch welche sind. Auch schon passiert. Aber ich sehe mit Genugtuung, dass der Gewinner, welcher mich damals mit einem besseren Preis ausstechen konnte, die Seite immer noch nicht fertig gestellt hat. Stümper!

Ist mir ja letztens erst wieder passiert, daß auch ich nach langer Zeit wieder einmal in diese Falle getappt bin. Sehr schön auch der Linktipp von Gerrit dazu: Pech gehabt – Pitched out am Spiekerblog:

Einen Pitch nennt man das kostenlose Vorführen von Ideen und Entwürfen. Auf englisch bedeutet das Wort”Pech” […] Wer also an einem Pitch teilnimmt, bei dem Entwürfe zu einem Bruchteil des Wertes verkauft- sprich: verschenkt – werden, den sie eigentlich wert sind, ist ein dreifacher Versager. Er versagt uns die Wertschätzung, die unsere Arbeit verdient, und er versagt sich ein angemessenes Honorar für das Wertvollste, das wir anzubieten haben: unsere Ideen und deren Visualisierung. Er versagt drittens dem Auftraggeber die Erfahrung, dass Gestaltung als Problemlösung nur im Dialog funktioniert. Für einen Pitch zu arbeiten ist wie sich zu einem Blind Date mit vielen Teilnehmern gleichzeitig zu verabreden. Wer als Auftraggeber einen Pitch veranstaltet ohne die Eingeladenen gründlich kennen gelernt zu haben, könnte genausogut Lose ziehen lassen unter den Mitgliedern eines Berufsverbandes. Wer sich hingegen mit einigen Designern über die Aufgabe ausführlich unterhält, braucht keinen Pitch mehr. Er weiss dann, wem er vertrauen kann.

Punkt. Mehr gibts dazu nicht zu sagen, ausser: Bitte laden Sie mich auf keine Pitches ein!
Update 1.9.2008: Aus den Kommentaren bei Gerrit stammt der Link “Können Sie auch altweiß?” – wie ein Pitch aussehen würde, wenn man einen Handwerker so aussucht.
Update 9.10.2008: die Fachgruppe für Werbung hat eine Website zum Thema ins Netz gestellt – www.gegen-gratis.at – auf der ich DAS Zitat zu Pitches gefunden habe. Mariusz Jan Demner von Demner, Merlicek & Bergmann meinte dazu:

“Gratis-Präsentationen regen mich schon lange nicht mehr auf: So kommen doch Kunden zu jenen Agenturen, die sie verdienen – und umgekehrt.”

Dem ist eigentlich nix hinzuzufügen.

Erste Entwürfe für Großbetriebe sind immer eine heikle Sache. Besonders dann, wenn man gegen mehrere Branchenkollegen antritt – denn leider reißt bei meinen Branchenkollegen die Unsitte ein, keine Vorentwurfshonorare zu verlangen. Manche Kollegen können es sich offenbar leisten, kostenlos zu arbeiten und das wissen natürlich auch die Auftraggeber. Und prompt wurde gestern wieder einmal von einer Großfirma kategorisch abgelehnt, den Vorentwurf für ein Intranet-Redesign zahlen zu wollen. O-Ton: “Das haben wir aber von Anfang an gesagt, dass wir keine Vorentwürfe zahlen und alle anderen Agenturen haben das auch akzeptiert”. Nur – in meinem KV stand das Vorentwurfshonorar drin. Und erst danach wurde ich beauftragt, einen Entwurf zu erstellen. Konnte mir am Telefon auch nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass der letztlich mit dem Redesign beauftragte Betrieb mit Sicherheit um ein Drittel zuviel kalkuliert hat – denn irgendwer muss seine woanders abgelehnten Entwürfe ja auch zahlen. Ich hab die Gründe gegen kostenlose Vorentwürfe schon vor langer Zeit gut zusammengefasst in einem englischen Text gefunden, den ich dann übersetzt habe und der nach wie vor seine Gültigkeit hat. Aufgewendete Zeit kann man halt nicht zurücknehmen und wieder ins Regal stellen…

Leider habe ich als One-Man-Show weder die Zeit noch das Personal um mir die Klärung auf dem Rechtsweg anzutun, die vermutlich in einem Vergleich enden würde. Und wieder einmal zeigt sich: wer das Geld hat, bestimmt die Regeln. Traurig, aber wahr.

Gerade eben wieder in der Werbung gehört: es greift in den letzten Monaten der Unsinn bedenklich um sich, die Adressen von Websites mit “minus” anstatt eines Bindestrichs zu buchstabieren. Und so hört man vornehmlich im Radio dann Adressen wie “wehwehweh Mercedes minus Benz de eh”. Welcher Werbekoffer hat denn diesen Blödsinn verbrochen? Denn erstens ist das Minus genau genommen kein gültiges Zeichen in einem Domainnamen, weil die einzig zulässigen Zeichen die Buchstaben “a” bis “z”, die Ziffern 0 bis 9 und der Bindestrich (engl. Hyphen) sind – und auch Umlaut-Domains werden letztlich in diese Zeichen umcodiert! Von Minus steht in den Spezifikationen nix. Somit ist dieser Buchstabier-Ansatz erstens technisch falsch.

Zweitens stelle ich mir die Frage, ob nur ich derjenige bin, der den negativen Klang dieser Sprechweise heraushört. “Mercedes minus Benz” – wurde der Firmenteil Benz verkauft? “Fahrschule minus Schwedenplatz” – wurde beim Abriss des alten Uniqa-Gebäudes der Schwedenplatz gleich mit weggebaggert (wobei in diesem speziellen Fall das Minus nicht zwingend nötig wäre und vom Radiosender dorthin gemogelt wurde)?

Liebe Werbeleute: beratet eure Kunden vernünftig. Wenn denn der Bindestrich im Domainnamen wirklich sein muß – ein zusätzlich angemeldeter Domainname OHNE Bindestrich kostet gerade mal 36 Euro im Jahr extra. Jeder einigermaßen fähige Provider wird diese zweite Domain gerne auf die “echte” Website mit Bindestrich im Namen umleiten. Dann erspart sich der arme Radiosprecher das Aufsagen solch unsinniger Namenskonstruktionen, potentielle Interessenten kommen mit beiden Schreibweisen ans Ziel. Wenn der Bindestrich wirklich mit in die Werbung soll (wozu eigentlich?), dann bitte nicht als Minus!

Liebe werbende Unternehmer: klatscht bitte eurer Agentur ihre Spots um die Ohren, sofern tatsächlich ein Minus hineingeschummelt wird. Klingt negativ – und schließlich ist es euer Image, das mit solchen Spots versenkt wird. Wenn den Unfug niemand mehr zahlt, werden Agenturen und Sprecher schnell damit aufhören.

In seinem Weblog “View From The Top” stellte TA-Vorstand Rudi Fischer letztens die Frage:

Wer finanzierts, wenn die Contentindustrie und großen Aggregatoren wie Yahoo und Google versuchen ihre Schäfchen mit Werbung ins Trockene zu bringen, und davon ausgehen, dass Distribution weltweit gratis ist?

und trat damit eine österreichische Diskussion zum Thema Netzneutralität los. Und dieses Thema ist wichtiger für uns alle, als es auf den ersten Blick scheint. Die Futurezone hat es in einem entsprechenden Artikel kurz zusammengefasst:

Netzneutralität ermöglicht es, dass die Daten jedes kleinen Startups gleichberechtigt mit jenen Informationen transportiert werden, die von den Servern großer Konzerne kommen. Netzneutralität ist daher eine der wichtigsten Grundlagen für ein lebendiges und an Innovationen reiches Internet.
Doch gerade dieses Prinzip wird in den USA seit längerem in Frage gestellt. Große US-Telekomkonzerne erklärten, den Erfolg der großen Serviceanbieter wie Yahoo und Google vor Augen, dass diese “eigentlich für die genutzten Leitungen bezahlen sollten” und entfachten damit eine Debatte um eine mögliche Kontrolle der Netz-Inhalte.

Auf das Offline-Leben umgelegt würde das bedeuten, es dürften etwa nur mehr jene Autos die Autobahn benutzen, deren Hersteller “Schutzgeld” an die Asfinag überwiesen haben UND die ein vom Besitzer finanziertes Autobahnpickerl haben. Die Diskussion über Netzneutralität wird in Europa noch heftig werden. Offenbar sehen hier die Provider zusätzliche Möglichkeiten, Kohle zu machen. Jedoch wird hier meines Erachtens übers Ziel hinausgeschossen: der Content-Anbieter ist dafür zuständig, mir Content zu bieten, der Provider ist dafür zuständig, mir den Content auszuliefern. Ohne Content gäbe es sowieso keinen Traffic, der (von mir als Kunde) bezahlt werden müsste. Und wieviel Traffic ich verursache, hängt davon ab, wieviel Content ich mir holen (und damit an Traffic bezahlen) will. Wenn der Provider mit diesen Einkünften nicht sein Auslangen findet, muß er das Preismodell für seine Kunden ändern – einfach neidisch auf innovativere Unternehmen zu schielen und hier noch zusätzlich Kohle abschöpfen zu wollen, lediglich mit der Begründung “weil sie eh genug Geld haben und nix dafür zahlen müssen, um erfolgreich zu sein”, ist modernes Raubrittertum, digitale Wegelagerei.
Weiters müsste es ein geschlossener Vorstoß aller Provider sein, denn welcher Kunde bleibt bei einem Provider, der ihm nur die Hälfte der Websites ausliefert, weil die andere Hälfte keinen Wegzoll bezahlt hat, wenn er woanders unlimitiert surfen kann? Problematisch wirds in einem Land wie dem unseren, wo (gerade im ländlichen Bereich) die Telekom noch ein Quasi-Monopol auf schnelle Internetzugänge hat. Damit fiele für einen Großteil der Kunden die Wahlmöglichkeit weg – die Zweiklassengesellschaft im Internet ist Realität geworden. Seid auf die Diskussion gefasst, ich gehe davon aus, daß zumindestens die großen Telekommunikationskonzerne dieses Thema europaweit aufwerfen werden. Und wir Kunden müssen gegenhalten, sonst stirbt das Netz in seiner Vielfalt, wie wir es heute kennen.
Demnächst in Ihrem Breitbandanschluß.

Chris Pearson macht sich in seinem Blog Gedanken, wieviel ein Blog-Design kosten kann/soll/muss. Seinen Gedanken kann ich nur zustimmen.

Sometimes I think people see a design and think it’s all just a matter of applying a “look” to stuff that’s already there. In reality, that’s basically what’s going on. In practice, however, things are intensely more complicated.
And this is why you hire a professional.

Siehe dazu auch meinen Eintrag vom Mai letzten Jahres über Preisgestaltung im Webdesign.

Mit heutigem Tag tritt die Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) in Kraft. Die Zusendung von Werbung per E-Mail, Fax und SMS ist nun auch an Firmen verboten, ausserdem sind auch Telefonanrufe(!) zu Werbezwecken davon betroffen. Schlechte Zeiten also für Firmen, die ihre Kunden bisher via Telefon aquiriert haben. Nur mehr konventionelle Werbesendungen per Post sind erlaubt. Bei aller Freude über die möglicherweise nicht mehr so gefüllte E-Mail-Box werde ich den Verdacht nicht los, daß man auf diese Art der guten alten Post neue Aufträge zukommen lassen wollte – denn daß ich eine mir unbekannte Firma nicht einmal mehr anrufen darf, ohne daß jemand mit der Anwaltskeule droht, find ich doch etwas übertrieben.
Eine Gegenüberstellung des alten und neuen TKG gibts in gewohnter Qualität bei internet4jurists.at, im §107 findet man die entsprechende Regelung.

Seit 1.1.2006 dürfen Rechnungen nur mehr dann auf elektronischem Wege übermittelt werden, wenn sie mit einer fortgeschrittenen elektronischen Signatur versehen sind. Prinzipiell eine gute Sache, denn dieses Verfahren garantiert beiden Vertragsparteien, daß die Rechnung nicht unterwegs manipuliert wurde. Die Übermittlung einer unsignierten Rechnung per E-Mail und der Ausdruck dieser Rechnung berechtigt nicht mehr zum Vorsteuerabzug! Nur macht es unser Gesetzgeber den Unternehmern nicht gerade leicht, alle Vorschriften zu befolgen, um nicht bei einer USt-Prüfung vom Finanzamt die lange Nase gezeigt zu bekommen:
Einfaches ausdrucken der Rechnungen reicht nun nicht mehr, sowohl beim Ersteller als auch beim Empfänger der Rechnung. Der Gesetzgeber verlangt eine Doumentation des Signaturverfahrens sowie eine elektronische Archivierung der Daten auf Erstellerseite sowie die elektronische Archivierung der Rechnung un der Signaturprüfung auf Empfängerseite für 7 Jahre (etwa auf CD oder DVD), wie auch bei konventionellen Rechnungen. Im Falle einer Prüfung sind die Daten dem Finanzamt bereitzustellen. Alle Infos zum Thema hat die Wirtschaftskammer in einem lesenwerten PDF zusammengefasst.
Es stellt sich nun die Frage, was passiert, wenn die Daten-CDs nach einigen Jahren etwa vom Finanzamt nicht mehr gelesen werden können oder das Finanzamt mit dem Dateiformat nix anfangen kann. So wie ich die Lage einschätze, ist in einem solchen Fall der Unternehmer der Angeschmierte und darf brav Umsatzsteuern zurückzahlen oder wird deshalb behördlicherseits weiter gequält (weil er ja seiner Aufbewahrungspflicht nicht nachgekommen sei). Eine Überlegung wärte ja etwa, die Archivierung dem Finanzamt anzuhängen – einfach eine Kopie jeder E-Rechnung an den zuständigen Sachbearbeiter senden ;-)
Bei mir heisst das deshalb ab sofort: zurück in die Steinzeit. Rechnungen gibts ab sofort wieder per Post auf Papier, dann haben meine Kunden auf keinen Fall Scherereien mit dem Fiskus. Elektronische Rechnungen akzeptiere ich nicht (und diese werden daher auch nicht einbezahlt), weil ich mir die Streiterei um Dateiformate und CD-Lebensdauern bei einer Betriebsprüfung sicher nicht antun werde. Wer weiß, ob heutige Formate in 7 Jahren überhaupt noch problemlos einlesbar sein werden, noch dazu von Fiskalbeamten, die ja keine Datenrettungsspezialisten sein müssen.
Willkommen im Jahr 2006!

Gefunden bei ASworld:
So oder so ähnlich ist es sicherlich schon mal gesagt worden, aber das Diagramm dazu ist schön: schnell und billig und gut geht nicht behauptet Ivan Raszl: The lesson clients need to learn. Der Kunde möge sich bitte maximal zwei Attribute aussuchen:

  • Schnell und gut geht – für viel Geld.
  • Billig und gut geht – wenn man viel Zeit hat.
  • Schnell und billig geht – aber “gut” wird das nicht.

Er bezieht sich auf Aufgabenstellungen im Design. Ich denke, das gilt aber genauso für nahezu alle anderen Dienstleistungs-Disziplinen.