Letztens bin ich durch Zufall auf der Website eines ehemaligen Kunden gelandet. Auf der Teamseite war ein Foto abgebildet, dass angeblich die Mitarbeiter zeigen sollte – was nicht der Fall war. Auch die unter dem Bild angeführten Namen stimmten nicht mit der Realität überein. Also hab ich begonnen, die Namen unter dem Bild zu googeln

…und bin draufgekommen, dass es dieses Bild mit genau denselben Namen darunter auf hunderten Websites im deutschsprachigen Raum geben dürfte! Ich hab dann weiter recherchiert: all diese Websites wurden mit dem Data-Becker-Website-Tool Web to date erstellt, wo dieses Bild und der zugehörige Text offenbar als Standard-Inhalt der Teamseite mitgeliefert werden. Auch wenn das Tool als sehr benutzerfreundlich gepriesen wird: der Austausch von Bildern dürfte schwieriger sein, als man glaubt. Hier eine Auswahl der Firmen, in denen überall “Stefan Müller, Corinna Berger, Andreas Klausen und last but not least Thomas Schneider” arbeiten:

Alyans Trauringe, HRV Hubertus, CHJ, Selbständige in Bayern, Ferienwohnung am Markt, Brau und Rauchshop, Beata Gocner Bauträger GmbH, Krankentransportverbund Berlin, Best-Cut.net, Multi-Shop, PC-Service Rosenberger, Wilhelm Flugreisen, Bikini-Manufaktur Cancun Fashion und noch hunderte mehr.

Und in vielen dieser Firmen ist das Team “ein junges, dynamisches Team, das seit der Gründung der Firma im Januar 2000 zu einem kreativen Pool zusammengewachsen ist, der seine Kunden mit frischen Trends und Ideen in jeder Hinsicht überzeugt.”

Überzeugend. Wirklich :-)

Ein kurzer, aber dennoch hervorragender Artikel erschien letztens bei DrWeb.de: der Autor Philip Bolting erklärt unter dem Titel Die CMS-Falle, warum seiner Meinung nach ein Content Management System für viele Website-Inhaber gar keine so gute Idee ist. Kurzform des Artikels: Viele Auftraggeber wollen ihre Website selbst pflegen und dafür ein CMS haben, nur wenige sind aber tatsächlich dazu in der Lage, weil es an Erfahrung im Texten und Bebildern fehlt und die Kundensicht auf die Website ausser Acht gelassen wird.

Dabei hatte der Auftraggeber doch unbedingt ein CMS haben wollen, um bei Aktualisierungen nicht auf Dritte angewiesen zu sein. Verzichtet hat er damit aber auch auf einen Berater und Begleiter. Jemanden, der rechtzeitig an die Aktualisierung der Homepage erinnert. Der die Kundenbrille aufsetzt und die Ziele der Internetpräsenz im Blick behält. Texte kritisch prüft und umschreibt, Bilder webgerecht aufbereitet, Server-Logs auswertet, sinnvolle Erweiterungen vorschlägt.

Ich würde das Problem aber nicht an der Frage “CMS – ja oder nein” festmachen. Denn auch CMS-lose Websites bleiben ungepflegt, wenn der Webworker nicht von sich aus dahinter ist, seine Kunden zur Pflege zu animieren. Und diese Pflicht zur Erinnerung bleibt einem guten Webworker auch, wenn der Kunde als Website-Betreiber selbst Inhalte erstellen und einspielen will. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Freude an der Selbstwartung oft nach einiger Zeit von selbst stark zurückgeht und die Kunden trotz CMS froh sind, wenn sich jemand drum kümmert, der sich auskennt.

Wenn man für Layouts Symbolbilder braucht, so wird oft auf zugekaufte Bilder einer Bildagentur zurückgegriffen. Kommt schließlich billiger, als die nötigen Fotos selbst in Auftrag zu geben. Im Normalfall kann man die Bilddatenbanken nach Stichwörtern durchsuchen, um passende Bilder zu finden. Da diese Bilder aber selten für die alleinige Verwendung gekauft werden (weil das recht viel Geld kostet), sieht man natürlich ein und dasselbe Stockfoto auf vielen verschiedenen Websites. Und in den Fällen, wo die Website von einem Profi erstellt wurde, glaube ich nicht, dass die Besitzer der Websites auch nur ansatzweise ahnen, wie oft “ihr” Bild eigentlich noch im Netz auftaucht.
isp-business-teamWenn man etwa beim großen Anbieter iStockphoto als Suchbegriff “Business People”, “Business Team” oder “Business Woman” angibt, bekommt überdurchschnittlich häufig Bilder als Ergebnis geliefert, auf denen die blonde Sofie zu sehen ist. Viele dutzend Agenturen machen das – und so kommts, daß Sofie für hunderte Firmen von deren Websites (und sicher auch aus deren gedruckten Werbemitteln) lächelt.
Mit der Reverse-Bildersuche tineye.com kann man suchen, wo ein bestimmtes Bild überall eingesetzt wird: das Bild aus diesem Artikel ist von iStockphoto, wird unter “Business Team” gefunden und wird auf 192 verschiedenen Websites eingesetzt! Die Tineye-Suche gibts übrigens auch als Browser-Plugin.
Lesetipp dazu: Wenn Darstellung beliebig wird – über den Einsatz von Stockfotografie im werblichen Bereich der Online-Auftritte, ein Artikel auf Bildwerk3, der sich kritisch mit diesem Thema auseinandersetzt. Kern des Artikels ist für mich folgende Feststellung:

Im werblichen Bereich der Identitätsschaffung und -wahrung ist es jedoch schlicht nicht leistbar, Alleinstellungsmerkmale mit Mitteln der Beliebigkeit zu erreichen. Und dazu gehören, neben der unbegründeten Verwendung von industriell vorproduziertem Bildmaterial, auch die, einer Website zugrunde liegende Bildkonzeption – falls diese überhaupt vorhanden ist, und aufgrund von Zeit- und Budgetmangel nicht einfach munter drauf los bebildert wird, wie es gerade zu passen scheint.

Also – höchste Zeit, die Bilder in euren Websites zu überprüfen (und ggf. gegen einzigartige zu tauschen). Oder mag sich noch jemand in die Liste der Sofie-Websites einreihen?
(aufmerksam wurde ich auf Sofie durch diesen Artikel auf praegnanz.de)

Bilder für Layouts braucht man immer wieder – hier sind 30 Websites mit kostenlosen Bildern zusammengetragen worden.

Fast jeder Internetbenutzer kennt das Problem: wenn man Dateien über etwa 10 MB per Mail versenden möchte, so funktioniert das in den seltensten Fällen – meist verweigert der Mailserver die Zustellung. Die einfache Lösung bietet sich mit dem kostenlosen Online-Tool Materialordner.de: Datei bis zu 100 MB Größe per Browser hochladen und nur den Link zum Herunterladen dieser Datei an den Empfänger versenden. Der beim Hochladen generierte Link besteht aus einer zufälligen Zeichenfolge und kann nicht leicht von Fremden erraten werden. Die Daten bleiben 48 Stunden oder maximal 25 Downloads lang gespeichert und werden danach automatisch gelöscht.

Gerade eben wieder in der Werbung gehört: es greift in den letzten Monaten der Unsinn bedenklich um sich, die Adressen von Websites mit “minus” anstatt eines Bindestrichs zu buchstabieren. Und so hört man vornehmlich im Radio dann Adressen wie “wehwehweh Mercedes minus Benz de eh”. Welcher Werbekoffer hat denn diesen Blödsinn verbrochen? Denn erstens ist das Minus genau genommen kein gültiges Zeichen in einem Domainnamen, weil die einzig zulässigen Zeichen die Buchstaben “a” bis “z”, die Ziffern 0 bis 9 und der Bindestrich (engl. Hyphen) sind – und auch Umlaut-Domains werden letztlich in diese Zeichen umcodiert! Von Minus steht in den Spezifikationen nix. Somit ist dieser Buchstabier-Ansatz erstens technisch falsch.

Zweitens stelle ich mir die Frage, ob nur ich derjenige bin, der den negativen Klang dieser Sprechweise heraushört. “Mercedes minus Benz” – wurde der Firmenteil Benz verkauft? “Fahrschule minus Schwedenplatz” – wurde beim Abriss des alten Uniqa-Gebäudes der Schwedenplatz gleich mit weggebaggert (wobei in diesem speziellen Fall das Minus nicht zwingend nötig wäre und vom Radiosender dorthin gemogelt wurde)?

Liebe Werbeleute: beratet eure Kunden vernünftig. Wenn denn der Bindestrich im Domainnamen wirklich sein muß – ein zusätzlich angemeldeter Domainname OHNE Bindestrich kostet gerade mal 36 Euro im Jahr extra. Jeder einigermaßen fähige Provider wird diese zweite Domain gerne auf die “echte” Website mit Bindestrich im Namen umleiten. Dann erspart sich der arme Radiosprecher das Aufsagen solch unsinniger Namenskonstruktionen, potentielle Interessenten kommen mit beiden Schreibweisen ans Ziel. Wenn der Bindestrich wirklich mit in die Werbung soll (wozu eigentlich?), dann bitte nicht als Minus!

Liebe werbende Unternehmer: klatscht bitte eurer Agentur ihre Spots um die Ohren, sofern tatsächlich ein Minus hineingeschummelt wird. Klingt negativ – und schließlich ist es euer Image, das mit solchen Spots versenkt wird. Wenn den Unfug niemand mehr zahlt, werden Agenturen und Sprecher schnell damit aufhören.

Martin Hömmerich über das Dilemma, in dem jede Werbeagentur und jeder Freelancer manchmal steckt: Machen Sie das Logo größer! über die Probleme, wenn Fachwissen und Kundenwunsch aufeinanderprallen – mit dem Fazit, daß Agentur UND Kunde für das Ergebnis verantwortlich sind (inklusive Deppenleerzeichen, Apostrophen, MS Comic-Sans als Hausschrift und vieles mehr) und nix geändert werden kann, was nicht geändert werden will. Lesebefehl!

In seinem Weblog “View From The Top” stellte TA-Vorstand Rudi Fischer letztens die Frage:

Wer finanzierts, wenn die Contentindustrie und großen Aggregatoren wie Yahoo und Google versuchen ihre Schäfchen mit Werbung ins Trockene zu bringen, und davon ausgehen, dass Distribution weltweit gratis ist?

und trat damit eine österreichische Diskussion zum Thema Netzneutralität los. Und dieses Thema ist wichtiger für uns alle, als es auf den ersten Blick scheint. Die Futurezone hat es in einem entsprechenden Artikel kurz zusammengefasst:

Netzneutralität ermöglicht es, dass die Daten jedes kleinen Startups gleichberechtigt mit jenen Informationen transportiert werden, die von den Servern großer Konzerne kommen. Netzneutralität ist daher eine der wichtigsten Grundlagen für ein lebendiges und an Innovationen reiches Internet.
Doch gerade dieses Prinzip wird in den USA seit längerem in Frage gestellt. Große US-Telekomkonzerne erklärten, den Erfolg der großen Serviceanbieter wie Yahoo und Google vor Augen, dass diese “eigentlich für die genutzten Leitungen bezahlen sollten” und entfachten damit eine Debatte um eine mögliche Kontrolle der Netz-Inhalte.

Auf das Offline-Leben umgelegt würde das bedeuten, es dürften etwa nur mehr jene Autos die Autobahn benutzen, deren Hersteller “Schutzgeld” an die Asfinag überwiesen haben UND die ein vom Besitzer finanziertes Autobahnpickerl haben. Die Diskussion über Netzneutralität wird in Europa noch heftig werden. Offenbar sehen hier die Provider zusätzliche Möglichkeiten, Kohle zu machen. Jedoch wird hier meines Erachtens übers Ziel hinausgeschossen: der Content-Anbieter ist dafür zuständig, mir Content zu bieten, der Provider ist dafür zuständig, mir den Content auszuliefern. Ohne Content gäbe es sowieso keinen Traffic, der (von mir als Kunde) bezahlt werden müsste. Und wieviel Traffic ich verursache, hängt davon ab, wieviel Content ich mir holen (und damit an Traffic bezahlen) will. Wenn der Provider mit diesen Einkünften nicht sein Auslangen findet, muß er das Preismodell für seine Kunden ändern – einfach neidisch auf innovativere Unternehmen zu schielen und hier noch zusätzlich Kohle abschöpfen zu wollen, lediglich mit der Begründung “weil sie eh genug Geld haben und nix dafür zahlen müssen, um erfolgreich zu sein”, ist modernes Raubrittertum, digitale Wegelagerei.
Weiters müsste es ein geschlossener Vorstoß aller Provider sein, denn welcher Kunde bleibt bei einem Provider, der ihm nur die Hälfte der Websites ausliefert, weil die andere Hälfte keinen Wegzoll bezahlt hat, wenn er woanders unlimitiert surfen kann? Problematisch wirds in einem Land wie dem unseren, wo (gerade im ländlichen Bereich) die Telekom noch ein Quasi-Monopol auf schnelle Internetzugänge hat. Damit fiele für einen Großteil der Kunden die Wahlmöglichkeit weg – die Zweiklassengesellschaft im Internet ist Realität geworden. Seid auf die Diskussion gefasst, ich gehe davon aus, daß zumindestens die großen Telekommunikationskonzerne dieses Thema europaweit aufwerfen werden. Und wir Kunden müssen gegenhalten, sonst stirbt das Netz in seiner Vielfalt, wie wir es heute kennen.
Demnächst in Ihrem Breitbandanschluß.